«Das neue Münzbild soll durch ein schweizerisches, nationales Motiv, durch allegorische oder historisch−symbolische Darstellung der Schweiz die Helvetia zum allgemein verständlichen Ausdrucke bringen»
Zitat über die Wettbewerbsbedingungen des Eidgenössischen Finanzdepartements zum Entwurf eines neuen Münzmotives für die 20−Franken−Münze.
1895 beschloss der Bundesrat die Umgestaltung des 20−Franken−Stückes Helvetia. Nachdem einige Entwürfe für das neue Münzmotiv eingegangen waren, empfahl die Jury, in welcher u.a. der berühmte Berner Maler Albert Anker (1831 − 1910) Mitglied war, im Mai desselben Jahres, den zweiten Preis an den Medailleur Fritz Ulysse Landry (1842 − 1927) aus Neuenburg zu vergeben. Mit dem ersten Preis wurde niemand ausgezeichnet, da die Wettbewerbsbedingungen nicht explizit eingehalten worden seien. Das jugendliche und schwärmerische Aussehen (siehe Entwurf) der Versinnbildlichung der Schweiz, wurde an Landrys Konzeption als suboptimal empfunden. Nach weiteren Überarbeitungen vergab der Bundesrat schliesslich den ersten Preis an ihn, und die Jury empfahl den Entwurf zur Ausführung.
Im Januar 1897 wurden zwölf Probeexemplare ausgegeben und dem Bundesrat zur Prüfung vorgelegt, worauf ein letzter Ausschliff am Entwurf vorgenommen werden musste; die Stirnlocke gebe «dem Frauenzimmer ein frivoles Aussehen», bemängelte ein Magistrat. Bei den regulären Prägungen wurde die Stirnlocke daraufhin weggelassen.
In der Bevölkerung fand das Goldvreneli von Anfang an eine sehr gute Aufnahme. Wahrscheinlich, da es mit dem konventionellen Stil der Schweizer Münzen brach. Dennoch wurde es von Fachleuten stark kritisiert, wobei die Schweizerische Numismatische Rundschau schrieb: «Besser wäre unser Land durch Wilhelm Tell oder durch die Mannen vom Rütli dargestellt worden».
Die Bezeichnung Vreneli bürgerte sich erst Ende der Dreissigerjahre ein und tauchte 1943 erstmals gedruckt auf.
In Anlehnung an die Weltwirtschaftskrise wurde der Schweizer Franken am 27. September 1936 um 29 % abgewertet.
Der effektive Goldwert eines 20−Franken−Vrenelis stieg somit auf ungefähr 28 Franken, was dazu führte, dass diese erheblich gehortet wurden.
Das 20er Goldvreneli wurde von 1897 – 1949 ausgegeben, insgesamt wurden 58.6 Millionen Exemplare geprägt. Das Gewicht beträgt ca. 6.45 g, wobei es in einer 0.900er Goldlegierung geprägt wurde und sich der effektive Reingoldgehalt somit auf ca. 5.80 g beläuft.
Während fast 50 Jahren kursierte das Vreneli, ohne dass grosses Interesse aufkam, wer wahrlich Modell für das Motiv gestanden haben mochte. Ende des Zweiten Weltkrieges nahmen dann zwei Söhne diese Ehre für ihre verstorbene Mutter in Anspruch. Bis heute konnten keine eindeutigen Beweise erbracht werden, zwei Frauen stehen jedoch im Fokus: Rosa Tännler (1878 – 1946, aus Gadmen in Oberhasli), und Françoise Kramer−Egli (1859 – 1946, aus Neuenburg). Auf Grund von Aktenhinweisen erscheint erstere Variante als plausibler, da der Künstler Fritz Ulysse Landry in einem Brief an Bundesrat Hauser schrieb, dass er für seinen überarbeiteten Entwurf einen «type de femme très pur du Hasli» studiert habe.
Bereits 1871 wurden 20−Franken Goldmünzen−Proben geprägt. Das Wappen und der Durussel. Mit Ausnahme der Abschläge aus Gondogold, sehen Sie nachstehend alle Probeprägungen an Schweizer 10− und 20−Franken−Goldmünzen, welche offiziell ausgegeben worden waren:
20-Franken 1871, Wappen
Gewicht: ca. 6.45 g
Ø: 21 mm
Legierung: Au 0.900
Randprägung: gerippt
Auflage: 25 – 30 Stück (erfahrungsgemäss ca. 200 Stück)
Liebhaberpreis: CHF 5′000 – 15′000.−
Medailleur: Karl Friedrich Voigt aus München
20-Franken 1871, Durussel
Gewicht: ca. 6.45 g
Ø: 21 mm
Legierung: Au 0.900
Randprägung: gerippt
Auflage: 30 Stück
Liebhaberpreis: CHF 12′000 – 50′000.−
Medailleur: Edouard Durussel
20-Franken 1873, 3−Punkt
Gewicht: ca. 6.45 g
Ø: 21 mm
Legierung: Au 0.900
Randprägung: gerippt
Auflage: 1′000 Stück (erfahrungsgemäss mehr wie 1000 Stück)
Liebhaberpreis: CHF 3′000 – 8′000.−
Medailleur: Leopold Wiener
20-Franken 1873, 2−Punkt
Gewicht: ca. 6.45 g
Ø: 21 mm
Legierung: Au 0.900
Randprägung: gerippt
Auflage: 80 Stück
Liebhaberpreis: CHF 5′000 – 15′000.−
Medailleur: Leopold Wiener
20-Franken 1873/1883
Gewicht: ca. 6.45 g
Ø: 21 mm
Legierung: Au 0.900
Randprägung: gerippt
Auflage: 1 Exemplar bekannt
Preis: CHF 260′000.− bei Sincona am 23.05.12
Medailleur: Karl Friedrich Voigt aus München & Leopold Wiener
Stirnlocke−Vreneli
Gewicht: ca. 6.45 g
Ø: 21 mm
Legierung: Au 0.900
Randprägung: DOMINUS 3 Sterne PROVIDEBIT 10 Sterne
Auflage: 12 Stück
Liebhaberpreis: CHF 120′000 – 180′000.−
Medailleur: Fritz Ulysse Landry
10-Franken 1910, Essai
Gewicht: ca. 3.226 g
Ø: 19 mm
Legierung: Au 0.900
Randprägung: gerippt
Auflage: Insg. 56 Stück 1910 & 1911
Liebhaberpreis: CHF 70′000 – 90′000.−
Medailleur: Fritz Ulysse Landry
10-Franken 1911, Essai
Gewicht: ca. 3.226 g
Ø: 19 mm
Legierung: Au 0.900
Randprägung: gerippt
Auflage: Insg. 56 Stück 1910 & 1911
Liebhaberpreis: CHF 70′000 – 140′000.−
Medailleur: Fritz Ulysse Landry
Wie oben abgebildet, wurden nebst dem 20er Vreneli auch Vreneli mit 10 Franken− sowie 100 Franken Nominalwert angefertigt. Folgend sehen Sie eine Tabelle mit sämtlichen Details:
Wert | Gewicht | Durchmesser | Dicke | Randprägung | Goldanteil | Prägeperiode | Auflage |
---|---|---|---|---|---|---|---|
10 Fr. | 3.226 g | 19 mm | 0.90 mm | gerippt | 90 % | 1911 – 1922 | 2′650′056 |
20 Fr. | 6.452 g | 21 mm | 1.25 mm | 22 Sterne¹ | 90 % | 1897 – 1949 | 58′634′296 |
100 Fr. | 32.258 g | 35 mm | 2.20 mm | 3 Sterne DOMINUS PROVIDEBIT² 10 Sterne |
90 % | 1925 | 5′000 |
Im Rahmen der Bestimmungen der Lateinischen Münzunion hat sich 1865 neben Frankreich, Belgien und Italien auch die Schweiz dazu bereit erklärt, eine Goldmünze mit einem einheitlichen Gewicht zu prägen. So konnte diese Münze länderübergreifend in den Mitgliedsstaaten Kursgültigkeit erlangen. Demgemäss wurde von 1883 – 1896 die Helvetia ausgegeben. Insgesamt wurden 1′750′044 Exemplare geprägt. Die Münze wurde nie offiziell ausser Kurs gesetzt.
20-Franken Helvetia
Gewicht: ca. 6.45 g
Ø: 21 mm
Legierung: Au 0.900
Randprägung: DOMINUS 3 Sterne PROVIDEBIT 10 Sterne
Preis: CHF 220.− bis 260.−, hängt stark vom Goldpreis ab
Medailleur: Karl Schwenzer aus Stuttgart
Nebst den Motiv-Proben wurden von Zeit zu Zeit auch Goldmünzen in einer variablen Legierung ausgegeben. So zum Beispiel Münzen aus Gondogold, aus dem Goldbergwerk von Gondo im Kanton Wallis. Da dieses Gold nebst Kupfer auch Silber enthält, ist es heller. Ausser auf den Exemplaren aus der Sammlung der Eidgenössischen Münzstätte in Bern, dient die kreuzförmige Kontermarke inmitten des Schweizer Kreuzes als weiteres Erkennungsmerkmal solcher Münzen. Der zum Teil grünliche Teint dieser Münzen resultiert aus der unreinen Legierung.
20-Franken Helvetia | 1893 | 25 Exemplare |
---|---|---|
20-Franken Helvetia | 1895 | 19 Exemplare |
20-Franken Vreneli | 1897 | 29 Exemplare |
Obschon die Prägezahl beim Vreneli mit 29 Exemplaren angegeben wird, ist dies das seltenste Gondo-Goldstück.
Unter folgendem Link sehen Sie einen Ausschnitt der Auktion Hess−Divo aus dem Jahr 2009, bei welcher eine Gondo−Helvetia zum Preis von CHF 68′000.00 versteigert worden ist.
Um der grossen Nachfrage nach Goldmünzen Rechnung tragen zu können, verprägte die Schweizerische Nationalbank (SNB) von Februar 1945 bis April 1947 ihre stark angewachsenen Goldbestände in 20 Franken Goldvreneli.
Obschon diese Vrenelis nach dem Zweiten Weltkrieg angefertigt wurden, sind die Münzen mit der Jahrzahl 1935 versehen worden. Dies geschah, um Spekulationen über die Herkunft des Goldes auszuschliessen, wobei effektiv bis anfangs 1947 kategorisch Goldbarren verwendet wurden, die sich bereits vor 1939 im Besitz der SNB befunden hatten. Um diese Nachkriegs−Vreneli zu kennzeichnen und um zu verdeutlichen, dass diese Münzen aus Goldbarren gefertigt wurden, stellte man der Jahrzahl 1935 den Buchstaben L (Lingot = franz. für Barren) voran.
1945 wurden 3′500′000 Stück, 1946 7′108′813 Stück und anfangs 1947 9′400′000 Stück dieser Goldbarren−Vreneli geprägt.Im Frühjahr 1947 waren die Bestände an Barren der Vorkriegszeit erschöpft. Anschliessend verwendete die SNB Nachkriegsgold aus nicht−deutschen Beständen.
Nach dem Washingtoner Abkommen von 1946 befand man es für zulässig, Gold, welches während der Kriegszeit von der Deutschen Reichsbank übernommen worden ist, in Münzen zu verprägen. Im März 1947 wurde die umstrittene Vordatierung durch einen Beschluss im Bundesrat aufgehoben. Nunmehr wurden die Münzen mit der korrekten Jahrzahl versehen, wobei auf das L verzichtet werden konnte. 1947 wurden 9′200′000 Stück mit der Jahrzahl 1947, 1949 10′000′000 Stück mit der Jahrzahl 1949 geprägt. Mit Ablauf des Fiskalnotenrechtes wurde Ende 1949 die Prägung− und Ausgabe von Goldvreneli eingestellt.
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